Mal einen Tag raus aus der Stadt, Strand, Zocken, Easy Living…
Das war der Plan und der wurde gestern auch mehr oder weniger verwirklicht.
Der Rest war, wie meine koreanische Freundin Mina meinte, „bad transportation carma“.
Es begann damit, dass der von uns angepeilte 11:30-Bus von NYC am Port Authority Busbahnhof so überfüllt war, dass wir erst im übernächsten Bus einen Platz bekamen – Abfahrt also 12:30 Uhr. Ankunft nach 2,5 Stunden in Atlantic City.
Die Stadt, bzw. das Vergnügungsviertel der Stadt ist eine Mischung aus Coney Island und Las Vegas. Ein toller Sandstrand auf der einen Seite der Promenade, gegenüber Fresstempel, Ramschläden, ein Mall, ein Kuriositätenkabinett, Videospielsalons, Strandbars, Bettler, Performancekünstler. Kunterbunt und lebhaft. Direkt daneben Casinos so weit das Auge reicht. Das Caesars im römischen Stil, Bally’s, Trump – all die bekannten Namen. Die Fassaden bunt und gestylt. Drinnen steppt der Bär, es klingelt und leuchtet und rattert und es wird gejubelt und geflucht.
Da wir keine Lust auf fettiges Boardwalk-Essen hatten, machten wir uns erstmal auf die Suche nach einem einigermaßen gesunden und stärkenden Mahl, bevor wir unser Geld verzockten.
Die Tablegames, also Roulette, Craps oder Kartenspiele fielen schonmal aus, weil wir erstens beide keine Ahnung hatten und uns zweitens die Minimaleinsätze von 15 Dollar aufwärts pro Spiel zu hoch waren. Also ran an die einarmigen Banditen. Ich hatte mir ein absolutes Limit von 100 Dollar gesetzt und war nach 3 Stunden und verzockten 50 Dollar soweit befriedigt, dass ich mich von den Maschinen trennen konnte. Zwischendurch hatte ich immerhin mal 40 Dollar gewonnen…
Also flanierten wir noch eine Weile über den sich immer mehr füllenden Boardwalk, auf dessen Planken sich ältere Leute in motorisierten Rollstühlen kleine Rennen lieferten (und auch mal ihre unmotorisierten Altersgenossen abschleppten), Rikscha’läufer‘ ihre Passagiere wie in großen Einkaufswagen durch die Gegend schoben, Familien flanierten, Gogo-Tänzerinnen Werbung für Nachtclubs machten und kleine Gangster versuchten, ihre geklauten Sachen zu verkaufen. Noch ein kleiner Snack, ein paar Fotos und ab zum Busterminal, um nach einem schönen, entspannenden Tag wieder nach hause zu fahren.

Dann kam die Rückfahrt und das schlechte Karma nahm seinen Lauf (warum auch immer… wir sind ja eigentlich zwei ganz nette…): Eine halbe Stunde nach Abfahrt in Atlantic City fing der Bus erst an zu piepsen, dann zu quietschen, dann zu rauchen und mit einem Schlag ging der Motor aus. Man konnte kaum nach draußen sehen, das ganze Fahrzeug war von Rauch eingehüllt. Mein erster Impuls: raus hier. Der Fahrer sah das eher gelassen. Wer wollte konnte aussteigen – aber direkt am Highway wollte außer den Rauchern keiner so wirklich.
Es wurde ein Ersatzbus versprochen, der aber nie kam und so wurden wir grüppchenweise auf andere Busse dieser Buslinie verteilt, die im Halbstundentakt von Atlantic City nach NYC fahren und kurz bei unserem liegengebliebenen Ungetüm hielten. Mina und ich hatten relatives Glück und waren in einer der ersten Gruppen. Im ’neuen‘ Bus war zwar die Klimaanlage ausgefallen, aber das war uns jetzt auch schon egal.
Ankunft in Manhattan um halb 1 morgens – der Bahnsteig der blauen Linien war brechend voll, der gesamte U-Bahnhof schwülheiß und stickig… keine U-Bahn. Nach einer guten halben Stunde kam dann doch ein einsamer, vollgestopfter A-train, in den wir uns mit Anlauf hineinpressen mussten, um noch mitzukommen. Besser Luft anhalten und durch, als weiter auf einen Zug zu warten, der vielleicht auch erst wieder in einer halben Stunde kommt.
Ich fuhr weiter bis nach Brooklyn Heights und war nach einem mal Umsteigen und ein paar Blocks Fußmarsch gegen 2 Uhr zuhause.
Noch eine kurze SMS an Mina, dass ich gut angekommen bin. Um halb 3 hat sie mich dann von einem Taxi aus angerufen. Ihr Anschlusszug nach Brooklyn war gar nicht mehr gekommen, ebensowenig der Shuttlebus, der stattdessen eingesetzt werden sollte. Nun saß sie im Taxi – wie wohl sehr viele Leute, die in dieser Nacht nach Brooklyn wollten. Die Lower East Side war total verstopft, erwartete Ankunft zuhause in Bushwick: ca. eine Stunde später. Carma is a bitch!