Good Morning America

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Woran denkt der Durchschnittsmensch beim Stichwort Amerika? Burger und Fernsehen, oder? Das dachte ich auch und habe daher Sabine und Franz zur Aufzeichnung einer ‚all American‘ Fernsehsendung geschleift. Good Morning America wird schon seit über 30 Jahren werktags zwischen 7 und 9 Uhr EST landesweit auf ABC ausgestrahlt. Die Sendung besteht aus Nachrichten, einem Boulevardteil, Lebenshilfe… eben allem, was gutes Frühstücksfernsehen ausmacht. OK, ‚gut‘ ist ja auch ein dehnbarer Begriff.

Wir hatten jedenfalls Spaß, auch wenn wir vor 5 Uhr aufstehen mussten, um uns gegen 6 Uhr Früh in die Schlange vor den ABC-Studios am Times Square einreihen zu können. Die Reservierungen hatte ich in weiser Voraussicht schon vor zwei Monaten gemacht, da konnte also nichts schief gehen.

Das ganze war unbestreitbar ein Erlebnis… von der ‚Einpeitscherin‘ (die ich mir schlimmer vorgestellt hatte), die dem Studiopublikum gnaueste Anweisungen gab, wann es klatschen und jubeln sollte, wann es die mitgebrachten Plakate in die Höhe halten und wann es möglichst ruhig im Hintergrund stehen und nichts tun sollte (don’t even breathe!), über die Moderatoren und das Studiopublikum.

Die Themen waren nicht sonderlich spannend, aber doch amerikanisch-aufgeregt aufbereitet. Eine Mutter findet eine kleine Schlange um den Fuß ihres Kindes gewickelt, als sie ins Kinderbettchen sieht. Dem Kind geht es gut, der Kinderarzt geht davon aus, dass es in seiner Entwicklung nicht beeinträchtigt ist. Die 5 Stellen, die man beim einschmieren mit Sonnencreme gerne mal vergißt, warum amerikansiche Studenten oft schon Kreditkartenschulden in 5-stelliger Höhe abbezahlen… und noch einiges mehr. Dazwischen News-Blöcke sowie eingespielte Interviews und Reportagen.

Das Studiopublikum bestand hauptsächlich aus Touristen – Hausfrauen und Familien aus dem mittleren Westen, aufgeregte Kinder im Teenageralter, die Ehemänner gelangweilt im Hintergrund. Eine Gruppe Pfadfinderinnen in identischen T-Shirts, eine Gruppe junger Hörbehinderter – und wir mittendrin. Jeder wollte irgendwann mal im Bild sein, dafür hatten einige Papierplakate gebastelt mit Grüßen an die Daheimgebliebenen. Der weibliche Teenager vor uns schrieb z.B.: ‚1st time in New York, hello to Michigan, I miss you Josh!‘ (oder so ähnlich). An ihrem Oberarm waren fünf eindeutig geformte blaue Flecken zu sehen, Josh war also scheinbar nicht so begeistert, dass sie das erste mal (ohne ihn!) in New York war. OK, Spekulationen…

Die Moderatoren sind amerikanische Ikonen (ok, ich weiß, dass das englische icon nicht gleichzusetzen ist mit der deutschen Ikone. Hat jemand eine bessere Idee?), allen voran Diane Sawyer, die aber ausgerechnet gestern nicht im Studio war. Sehr süß allerdings der männliche Anchor Chris Cuomo, begleitet von Robin Roberts, einer schwarzen Schönheit mit rapselkurzen Haaren, die erst vor wenigen Monaten in der Sendung ihre Perücke abnahm und glatzköpfig von ihrer Krebserkrankung sprach. Jeder hier scheint die Lebensgeschichten der berühmten Frontfrauen- und Männer der Sendung zu kennen, das sind eben die amerikanischen Uli Wickerts und Eva Hermanns.

Franz behauptet übrigens, einmal voll im Bild gewesen zu sein. Leider habe ich bisher keine Online-Quellen gefunden, die das bestätigen könnten.

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Die Dekadenz greift um sich

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Nachdem ich ja nun tatsächlich Lieferkunde von Fresh Direct wurde, habe ich heute etwas neues ausprobiert: The Wash Depot Laundromat.

Für das, was es kostet, hier seine Wäsche abholen, waschen, falten und zurückbringen zu lassen, hätte ich selbst keine Lust, die riesen IKEA-Tasche in dieser Affenhitze zwei Blocks zum nächsten (nicht-klimatisierten) Waschsalon zu schleppen, da eine bis zwei Stunden rumzusitzen und meinen T-Shirts beim herumwibeln zuzusehen und das ganze dann wieder zurück nach hause und in den dritten Stock hoch zu schleppen. Es hat mich zwar einige Überwindung gekostet, einem wildfremden Lieferanten meine getragene Wäsche anzuvertrauen, aber ich habe es geschafft! Tschacka! Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob ich Samstag Vormittag auch alles wieder zurück bekomme.

Was mir in diesem Zusammenhang mal wieder sauer aufstößt: auf dem Lieferschein wurde vom Wäscheabholer unter dem Punkt ‚10% Tip‘ gleich mal ‚yes‘ angekreuzt, ohne mich zu fragen. Ja ich weiß, die Leute bekommen hier miese Stundenlöhne, aber ich bestimme immer noch ganz gerne selbst, ob und wieviel Trinkgeld ich gebe. Dumm eigentlich für ihn, denn ich hätte ihm höchstwahrscheinlich mehr als 10% gegeben…