Was für ein Erlebnis!
Es war toll, toll, toll! Der olle Michael Stipe weiß auch nach 25 Jahren noch, wie man rockt!
Dafür hat er uns aber auch ganz schön lange warten lassen. Auf den Karten war 19 Uhr angegeben, uns war aber nicht klar, dass Konzerte im Madison Square Garden eher riesige Happenings sind – der Haupt-Act kam erst, nachdem sich bereits zwei Vorbands die Seelen aus dem Leib gespielt hatten:
Erste Vorband war die Gruppe The National aus Brooklyn, danach kamen Modest Mouse, die ja schon selbst recht ordentliche Hallen füllen.
The National waren genial. Modest Mouse haben mir live nicht so gut gefallen, obwohl ich ihre Songs normalerweise ganz gerne mag. Kann allerdings auch daran gelegen haben, dass ich nach der ersten Vorband soooo sehnsüchtig auf R.E.M. wartete.
Überhaupt ist das ganze Konzertgedöns im ‚Garden‘ sehr ‚different‘. Erstmal: Vollbestuhlung. Fand ich komisch, war dann aber recht froh, denn fünf Stunden rumstehen ist in meinem fortgeschrittenen Alter ja auch kein Pappenstiel mehr…
Dann das Drumrum: auf jeder Etage (es gibt derer 6) werden T-Shirts, Getränke, Snacks verkauft… das geht von den üblichen Softdrinks über Bier bis zu Cocktails, von Popcorn über Hotdogs bis zu Burgern und Zuckerwatte. Zwischen den einzelnen Acts laufen Bier- und Süßigkeitenverkäufer durch die Ränge.
Die Vorbands sind eher was zum warm werden. Das Stadion war bis ca. 20 Minuten vor Start von R.E.M. noch halb leer und wir wunderten uns, warum das Konzert als ausverkauft bezeichnet wurde. Aber der Normalkonzertgeher in New York weiß wahrscheinlich, dass der Haupt-Act nicht vor halb 10 startet.
Ich hatte den Eindruck, dass die Leute, die schon vorher da waren, sich eher mit ihren iPhones oder Blackberrys als mit den Musikern auf der Bühne beschäftigten.
Und dann kamen sie… die Götter des Indiepop, die ja eigentlich nicht mehr Indie sind. Es war ein langer Weg von The End of the World. Die Jungs sind ja mittlerweile alle um die 50, das merkt man ihnen aber nicht an. Vor allem Michael Stipe rockt wie kein zweiter. Die Bühnenshow und Lichteffekte waren 1A. Ja, das große Leinwandkino kann sich eine Band wie R.E.M. eben leisten. Da waren die beiden Vorbands doch eher bescheiden.
Das Publikum war erst eher zögerlich (klar, die meisten hatten ja die Vorbands geschwänzt und waren noch nicht aufgeheizt), aber kam schnell in Fahrt. Während der letzten paar Songs saß kaum noch jemand auf seinem Sitz.
Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass Leaving New York als Abschlusssong gespielt wird, aber das ist wohl zu unbekannt. Es wurde zwar irgendwo in der Mitte gespielt, aber kam nicht soooo super an. Zum Schluss kam Man on the Moon – auf jeden Fall eine gute Wahl.
Es war ein Spektakel. Familienfreundlich (die Paare in den 40ern mit ihren Kindern im Schlepptau gaben mir auch das Gefühl, nicht mehr taufrisch zu sein), politisch korrekt (die übliche Verteufelung von Bush und Lobgesänge auf Obama – bemerkenswerterweise konnte ich im ausverkauften Stadion, das ca. 17.000 Menschen fasst, dunkelhäutige Menschen nur hinter den Verkaufsständen entdecken) und mit viel guter Musik.
Ich werde wohl immer kleinere Clubs mit intimerer Atmosphäre bevorzugen, aber so etwas wie R.E.M. im Madison Square Garden muss man einfach mal erlebt haben.
(Ein ziemlich gutes Video des letzten Songs gibt es hier. Kann leider nicht eingebunden werden…)