Ich war ja schon immer mal neugierig, ob es in amerikanischen ‚Emergency Rooms‘ wirklich so zugeht wie im Fernsehen. Aber SO sehr hat es mich dann doch nicht interessiert, dass ich unbedingt jetzt gleich und sofort einen von innen sehen musste.
Kurz zur Vorgeschichte: vorletztes Wochenende waren wir in Santa Cruz, einem kleinen Hippie-Städtchen direkt am Meer und haben Maurice‘ Abschied vom süßen Nichtstuerdasein gefeiert. Den Kurztrip hatte er von mir zu Weihnachten bekommen, weil klar war, dass unser Winterurlaub in Deutschland zwar schön werden würde, aber sicher auch anstrengend. Und das Wochenende war wirklich super! Ein Zimmer in einem schönen Hotel mit traumhafter Aussicht raus aufs Meer. Die ganze Nacht Meeresrauschen im Ohr. Man konnte morgens einen der schönsten Sonnenaufgänge vom Bett aus betrachten. Tagsüber haben wir Surfer am Strand beobachtet, abends jede Menge Fisch gegessen. Alles sehr schön! Und zur Krönung haben wir auf der Heimreise noch einen Abstecher ins Naturreservat Año Nuevo gemacht, wo sich um diese Jahreszeit tausende von See-Elefanten treffen, um ihre Kinder auf die Welt zu bringen und sie ein paar Wochen aufzuziehen. Bilder dazu gibt es noch irgendwann…
Als wir dann wieder zuhause waren merkte ich schon: ohje, Erkältung. BÖSE Erkältung. Wegen meiner Abneigung gegen Medikamente hab ich erst mal nichts genommen, den Husten einfach akzeptiert und mir Globuli und Honigsaft reingepfiffen. Weitergearbeitet habe ich natürlich trotzdem. Mein Befinden ging rauf und runter, der Husten wurde eher schlimmer. Diesen Samstag sind wir dann Häuser ansehen gegangen, denn jetzt wird es ja ernst mit der permanenten Bleibe. Sonntag war ich dann wieder total geplättet. Und gestern Nachmittag war’s mir dann endlich egal, dass ich ja keine Krankenversicherung habe und den Schmarrn erstmal selber zahlen muss… ich habe mir ein Taxi gerufen und mich in den nächsten ER chauffieren lassen. War eine gute Idee!
Wie es war? Hm, kein großer Unterschied zu den deutschen Krankenhäusern, in denen ich schon die Freude hatte, die Notaufnahme zu besuchen zu dürfen. Das übliche Chaos gepaart mit Desinteresse von Seiten der Belegschaft…
Die einzigen Unterschiede bei der Aufnahme: man wird danach gefragt, ob man häuslicher Gewalt ausgesetzt ist und ob man religiöse Präferenzen hat. Die Frage nach einer Schwangerschaft, die ich eigentlich in meinem zarten Alter erwartet hätte, fiel erstmal unter den Tisch.
Die zwei Stunden im Wartebereich vergingen wie im Flug… denn DA war es schon interessanter als in Großhadern. Oakland ist ein rauhes Pflaster, das sieht man an solchen Orten ganz besonders. Ein recht buntes Völkchen hatte sich eingefunden: betont coole schwarze Jugendliche in Gang-Farben, alte Asiatinnen, ein verschleiertes Mutter-Tochter-Pärchen, zwei alte Italiener (einer davon mit einer Tüte frischer Tortellini in der Hand – weiß der Geier, warum), heftig tätowierte und gepiercte Jungs und Mädels, white Trash. Ich tue in solchen Situationen immer so, als gehöre ich zu letzterem. Funktioniert immer – besonders, wenn ich meinen alten, fleckigen Jogginganzug anhabe 😉
Im Untersuchungsraum war es dann auch wieder ganz so wie im Fernsehen: eine lange Reihe von Pritschen, jede durch einen Vorhang von der anderen getrennt. Ich musste so ein doofes Flügelhemdchen anziehen und wurde dann abwechselnd von einer Schwester und einer jungen Assistenzärztin malträtiert. Aber alle waren sehr nett zu mir. Ich musste inhalieren, bis mir schlecht wurde, dann wollten sie noch meine Lunge röntgen. Ich habe dann erklärt, dass ich ja wohl doch noch im gebärfähigen Alter sei und ich eigentlich vorher einen Schwangerschaftstest erwarten würde. Das hat sie dann etwas aus der Bahn geworfen, aber es wurde alles schön nach meinen Vorstellungen erledigt. Lustigerweise hörte ich fünf Minuten später in der Nachbarzelle (in der das verschleierte Mädel mit seiner Mutter untergekommen war), dass vor dem Röntgen ja UN-BE-DINGT ein Schwangerschaftstest gemacht werden müsse, das sei ja Pflicht bei jungen Frauen. Unnötig zu sagen, dass die junge Muslima hoch empört war.
Ach ja… ich habe ne Lungenentzündung.