8 Mal oder: „haste mal nen Dollar?“

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Muss nicht immer ein Dollar sein. Manchmal handelt es sich auch um einen Quarter oder Penny. Und ich werde mich nie dran gewöhnen… an die Bettler, die in San Francisco und Oakland leider an jeder Ecke stehen, einen an jeder Bushaltestelle anquatschen. Ich muss ja zugeben, dass ich vielleicht doch schon etwas abgestumpft bin, Vor einem Jahr habe ich noch hin- und wieder jemandem was gegeben. Mittlerweile ist das so inflationär… wo soll man anfangen? Heute war ich beim Zahnarzt in San Francisco drüben und habe mal genau aufgepasst. 8 Mal bin ich angesprochen worden. In der U-Bahn-Station, an der Bushaltestelle, beim Verlassen der U-Bahn-Station, auf der Straße. Besonders gerne stehen die Bettler oben an der Rolltreppe, so dass man an Ihnen vorbei MUSS. Man fühlt sich bedrängt, manchmal werde ich aggressiv, manchmal schäme ich mich auch: hey, eben habe ich mir beim Body Shop noch ein Duschgel für 10 bucks gekauft und nu gebe ich der armen Sau an der Rolltreppe nix? Aber wo anfangen, wo aufhören? Gerade an belebten Plätzen und in Gegenden, wo viele Touristen unterwegs sind ist es besonders schlimm… das reinste Spießrutenlaufen.

Ich versuche, wenigstens an anderer Stelle was zu tun. Bei der Food Bank habe ich jetzt eine feste Schicht ein Mal pro Woche. Gammliges Gemüse aussortieren kostet mich sicherlich mehr Überwindung als ein paar Dollar herzuschenken, aber ich halte es auch für sehr viel sinnvoller. Hier wird Familien geholfen, alleinerziehenden Müttern, alten Menschen. Irgendwie besser, als mit dem Dollar an der Rolltreppe Alk und Zigaretten zu finanzieren, auch wenn es hart klingt…

Komisch, in Deutschland habe ich nie groß darüber nachgedacht, mich sozial zu engagieren. Vielleicht, weil dort die Armut und das Elend nicht so offensichtlich sind wie hier.
Kürzlich bin ich unter einer der vielen Autobahnbrücken durchgefahren und habe dort im Gegenlicht einen Menschen auf einem Stuhl sitzen sehen. Ganz alleine, inmitten von Müll. Er hat rhythmisch auf seinem Stuhl vor und zurück gewackelt und sein Mund hat sich bewegt als würde er singen. Ich bin an der Ampel gestanden und hätte am liebsten losgeheult. Wie viel Einsamkeit, wie viel Hoffnungslosigkeit kann ein Mensch ertragen?

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